Das Gegenteil von Ambition: ze.tt und bento

Selbstredend ist es legitim, dass der Zeit Verlag und die Spiegel Gruppe Angebote wie ze.tt und bento starten. Es ist ihre Aufgabe, neue Erlösmodelle zu finden, sich Zielgruppen zu erschließen oder warm zu halten. Bis heute scheint es mir, dass viele Journalisten immer noch glauben, ihr Gehalt fiele vom Himmel (obwohl das bei den Öffentlich-Rechtlichen gewissermassen stimmt). Was auf der verqueren Annahme beruht, Journalismus hätte nichts mit Unternehmertun zu tun und journalistische Werke seien keine Produkte, die sich auf einem Markt behaupten müssen.

Sich bei gut gehenden Vorbildern konzeptionell zu bedienen, Stichwort Buzzfeed, ist ebenfalls legitim. Letztlich hat ja auch niemand ein Patent auf das Konzept Tageszeitung.

Man kann die vorliegenden Ergebnisse nun für “Journalismus für Dumme” halten und auch konzeptionell für falsch. Allerdings denke ich, dass Zeit Verlag und Spiegel Gruppe nicht blauäugig in so etwas investieren, sondern sich dabei schon etwas gedacht und in diesem Fall vor allem ausgerechnet haben. Durchschnittszahlen über die durch einzelne Mitarbeiter erwirtschafteten Umsätze zeigen auf, worum es gehen dürfte: Maßgeblich sollen ze.tt und bento Trägermedien, Gerüste für “Native Advertising”  sein. Darauf weist nicht zuletzt der lange Eintrag im FAQ-Abschnitt „Finanzierung“ bei bento hin. In dem wird detailliert auseinanderklamüselt, was unter diesem Werbeformat zu verstehen sei.

Kein Hauch einer eigenen Idee

Was mich allerdings mal wieder frappiert: Wie umambitioniert hier zu Werke gegangen wird. In keinem der beiden Produkte ist auch nur ein Hauch von einer eigenen Idee zu entdecken, die das Konzept von Buzzfeed & Co weiterdreht. Es gibt, soweit ich das überblicke, nicht mal ansatzweise interaktive Stücke, den Einsatz von Landkarten und Datenvisualisierungen. Im Jahr 2015 werden komplett neue Redaktionen geschaffen, ohne offenbar auch nur einen einzigen Webentwickler ins Team zu holen. Und selbst ohne einen Entwickler könnte man sich den zahllosen Tools bedienen, die auf verschiedenen Niveaus andere und ergänzende Erzählformen ermöglichen. Nicht wenig davon kann auch mobil funktionieren.

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