Fluglärmkarte BBI: Making of

Abb. 1: Die fertige Fluglärmkarte

[Leider ist die Karte seit dem Relaunch von taz.de nicht erreichbar – Anfragen deswegen bitte an die taz richten – Stand: 22.10.13]

Der Ärger um den Fluglärm, den der neue Flughafen BBI südlich von Berlin mit sich bringen wird, kocht seit vergangen September hoch. Bei der Kontroverse spielen Datensätze eine zentrale Rolle: Einmal Geodaten – die Flugrouten – sowie die Zahlen zu der absehbaren Lärmbelastungen. Während die Routen recht einfach auf einer Karte darstellbar sind, ist Lärm schwerer zu visualisieren. Was als laut wahrgenommen wird, ist bis zu einem gewissen Grad auch subjektiv. Den einen droht tatsächlich – anderen vermeintlich – eine Beeinträchtigung der Lebensqualität durch den neuen Fughafen. So lässt das Thema die emotionalen Wellen hochschlagen.

Vor diesem Hintergrund war die Idee, den zu erwartenden Fluglärm  faktenbasiert in einen verständlichen Zusammenhang zu setzen. Das „Mapping“ der Daten auf ihren Ort, sprich die Kartendarstellung, dürfte – so war unsere Hoffnung – recht abstrakte Zahlenwerte in Tabellen verständlicher machen. Für den Kunden Taz, der die Anwendung schließlich in sein Onlineauftritt integrierte, waren zwei Aspekte interessant: Das Thema würde mindestens noch ein Jahr aktuell sein, da die Planung der Routen durch die Deutsche Flugsicherung (DFS) nicht abgeschlossen war. Und nicht zuletzt dürfte es auch im Landtagswahlkampf Berlins eine Rolle spielen. Insofern war es essentiell, dass die Karte updatebar ist, also neue Flugroutenentwürfe/-pläne sowie Lärmstudien integriert werden können.

Darüber hinaus dürfte die Anwendung als „Linkbait“ dienen: Die entsprechende Website dürfte viel verlinkt werden und Besucher auf die Seite bringen, die sonst die Seiten der Zeitungen nicht besuchen. Auf dieser Überlegung beruht auch das Feature, einige Artikel der Zeitung zum Thema mit unmittelbaren Ortsbezug über ein Icon in der Karte zugänglich zu machen.

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Data Driven Journalism: Versuch einer Definition

Das Internet ist nicht arm an Buzzwords – Schlagworten, die für einige Zeit Konjunktur haben und sich eben etablieren oder wieder verschwinden. Data Driven Journalism (DDJ) geistert vermehrt seit vergangenem Jahr durch das Web. Im März 2009 startet die englische Tageszeitung The Guardian auf ihrer Website das Datablog; es ist eingebettet in einen Datastore und dürfte bislang als Referenz für DDJ gelten. Einer breiteren Öffentlichkeit wurde das Thema „Datenjournalismus“ in Deutschland durch die Zeitschrift „M – Menschen Machen Medien“ im März 2010 näher gebracht. Im Periodikum des Fachbereichs Medien der Gewerkschaft ver.di mit einer Auflage von 50.000 ging es um die „Spannende Recherche im Netz“.

Begonnen hat es allerdings schon 2006: Als eine Art Manifest in Sachen DDJ gilt der Text „A fundamental way newspaper sites need to change“ von Adrian Holovaty. Er meinte, dass viele Informationen bereits in einer strukturierten Form (=Datensätze) vorliegen oder sinnvollerweise in einer solchen abgelegt werden könnten. Als Beispiel nannte er einen Brand in einem Wohnhaus – es gäbe Fakten, die immer gleich sind – letztlich die berühmten W-Fragen: Wo, wann, wie viele Betroffene, Verletzte, Tote, wie viele Feuerwehrmänner waren im Einsatz etc.

Zeitungsredaktionen usw. könnten also Datenbanken über Ereignisse mit einer konsistenten Datenstruktur aufbauen, so Holovaty, die sowohl für die eigenen Recherche als auch online als Angebot für die eigenen Nutzer/innen bereitgehalten werden können – man denke beispielsweise an eine Karte, auf der sich die Feuer anzeigen lassen und eben nach diversen Kriterien Filtern lassen.

Was ist also das Neue am Daten-getriebenen Journalismus?

Die Recherche in Datensätzen, etwa Statistiken, ist wahrlich nichts Neues. Das gilt auch für die rechnergestützte Recherche, das Computer-assisted-reporting (CAR), welches seit Jahrzehnten praktiziert wird.

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