Open Data: Warnung vor einer schrecklichen Zukunft

Chris Taggart hat etwas zu sagen in der Open Data-Community. Die Projekte OpenlyLocaly und OpenCorporates gehen maßgeblich auf seine Kappe (ein Interview mit ihm vom April findet sich hier im Blog).

Nun sprach Taggart neulich in Warschau auf dem Open Government Data Camp. Laut eigenen Angaben das bislang größte Event seiner Art. In der deutschprachigen Presse gab es allerdings faktisch keine Berichterstattung darüber – außer auf futurezone.at.

Die Punkte, auf die Taggart in seiner Präsentation (siehe oben) aufmerksam macht, sind es wert, wiederholt zu werden. „Wie die Open Data-Community starb“ betitelt er recht drastisch seinen Vortrag. Er sieht eine „schreckliche“ Zukunft von Open Data heraufdämmern, weil…

  • es nur einige wenige Besitzer von „Big Data“ geben könnte
  • viele Daten gesammelt, aber nicht wieder herausgegeben werden könnten
  • Leute schlicht bereit wären, Geld für öffentliche Daten zu bezahlen
  • es in der Praxis die Kompetenzen von Verwaltungen und Leuten überschreitet
  • das Open Data-Konzept letztlich nur eine historische Episode bleiben könnte

Laut Taggart kann es deswegen dazu kommen, weil es an Relenvanz mangelt. Er verweist darauf, dass die Regierungen die Open Data-Bewegung an den Rand drängen und nennt als Beleg dafür den Start der Open Government Partnership.

Mit der Bewegung würde dies geschehen, weil…

  • sie keine kritische Masse forme
  • ihre Arbeit nicht in Suchergebnissen auftauche, weil Google Open Data kaum berücksichtigen würde (Stichwort „duplicate content“)
  • es wenig Geschäftsmodelle gäbe, die auf Open Data basierten
  • es an Journalisten mangele, die tagtäglich mit Open Data arbeiten

Dennoch sieht Taggart Chancen, das von ihm skiziierte Szenario zu vermeiden.

Indem die Bewegung…

  • nicht irrelevant bleibt, sondern sich Gehör verschafft
  • Rüchschläge einkalkuliert, aber sich davon nicht abschrecken lässt
  • in der Politik sowie den Bürokratien die Blockierer umgeht und die Förderer unterstützt
  • ggf. aber auch die Öffentlichkeit wegen einer Blockade seitens Politik und Verwaltung sucht
  • Open Data-Geschäftsmodelle aufbaut
  • sich untereinander intelligent verlinkt, um nicht zuletzt suchmaschinenfreundlich zu werden (Google solle dazu gebracht werden, die Herausgabe von Open Data zu goutieren und nicht abzustrafen).

Taggart schließt die Präsentation mit dem Hinweis: „Wenn Open Data den Amtsinhabern keine Probleme bereit, funktioniert es nicht“.

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