Es ist mittlerweile üblich geworden, etliche zusätzliche statistische Daten zu Fußballspielen und anderen Sportarten jenseits der reinen Ergebnisse zu erhalten. Die Frage lautet: Wie werden die erhoben ? Die Anwort: Sowohl automatisiert als auch per Hand.
Der Auschnitt aus der Infografik oben (pdf) zeigt den Aufbau der SportVU-Technologie. Drei Kameras, die jeweils ein Drittel des Spielfelds betrachten, liefern Informationen an einen Computer, der die Daten zusammenführt und Auskunft über Ballbesitz, Laufstrecke, Standort usw. der einzelnen Spieler, des Balls und der Schiedsrichter liefert – siehe folgendes Video.
Die Software hinter den Kameras wird vor dem Spiel kallibriert: Die Feldbegrenzungen trägt ein Techniker ein und jeder einzelner Spieler wird identifiziert (eine vierte Kamera beobachtet den Einwechselungsbereich). In einer Beschreibung (pdf) von STATS, dem Unternehmen hinter SportVU. heißt es, dass die Qualität der Kameras (Auflösung) weniger wichtig seien. Denn sie seien nur für das MotionCapturing zuständig. Das wichtige sei die Software.
Das israelische Startup SportVU wurde Ende 2008 von STATS, der international wohl bedeutensten Sportstatistikfirma gekauft. Sie ist eine gemeinsames Tochterunternehmen der Nachrichtenagentur AP und von News Cooperation (Rupert Murdoch). Offenbar werden in Südafrika derzeit keine Daten von STATS erhoben. The Numbers Guy schrieb 2007, dass die UEFA ein eigenes System mit 16 Kameras entwickelt habe. Andererseits kooperiert STATS seit April 2010 mit der UEFA in Sachen Championsleauge.
Die britische Firma OPTA, die u.a. Daten für die britische Premierleague und die deutsche Bundesliga erhebt, zählt noch per Hand. Ein Entwickler der Firma erklärt den Prozess während eines Fußballspiels so: Zwei bis drei Personen pro Spiel – in der Regel Kenner der jeweilgen Teams – geben relevante Ereignisse wie Pässe, Tore usw. ein. Dafür müssten sie nur den Umgang mit der Maus und dem Keyboard beherrschen. Wichtig dabei seien die genauen Zeitpunkte (Time stamps). Denn manche Kunden würden automatisiert Inhalte erstellen und anhand der „Time stamps“ beispielsweise Torszenen automatisiert aus Videos schneiden.
Die Spielstatistiken von OPTA finden sich derzeit im Datablog des Guardians für die Weltmeisterschaftspiele – etwa die Statistiken für das gestrige Spiel Deutschland gegen England.
Hier noch einige weiterführende Artikel:
- Visualization in Sports (7.5.2009):This post is focused on the ubiquity of computer graphics and visualization in sports. As a television viewer, player, coach or just a curious individual, you may have seen some of these visualizations for analyzing a game. It seems more common for coaches to use visual analytic tools to analyze the opposing teams in almost all sports now.
- Robot film crew knows what sport fans like (20.2.2010): Sports fans need never miss a match again, thanks to software that could automatically film games and so allow broadcasters to cover them more cheaply by losing camera crew.
- Collaborative Multi-Camera Tracking of Athletes in Team Sports (pdf – 2006): Athlete tracking is a basic task in sports video analysis that provides quantitative data for high-level processing such as tactics analysis and highlight extraction. Applications range from golf and tennis to team sports such as soccer , american football, and hockey , many of which involve tracking athletes with multiple overlapping cameras separated by wide baselines. In this paper, we focus on team-sports scenarios where athletes move on a ground plane and pan-tilt-zoom (PTZ) cameras are used.
2 Gedanken zu „Fußball und Statistik: Tracking der Spieler per Kamera und per Hand“