Datenjournalismus im November 2014

Screenshot http://qz.com/296941/interactive-graphic-every-active-satellite-orbiting-earth/
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INTERVIEWS & ARTIKEL

Gleich zu Beginn begeben wir uns mal mutig auf die Metaebene: Was ist Datenjournalismus überhaupt? Worüber reden wir hier eigentlich? Tony Hirst hatte bereits im September eine interessante Diskussion angeregt, als er eine Abgrenzung zwischen „Data Reporting“ und „Data Journalism“ vorschlug. Dazu gibt es übrigens hier einen interessanten Twitter-Austausch zwischen Tony, Emily Bell und Gavin Sheridan. Auch Mark Coddington bietet eine Typologie des Begriffs Datenjournalismus an. Im deutschsprachigen Raum beschäftigt sich Prof. Brosius mit der „Begriffsvielfalt rund um ‚Computational Journalism‘„. Mittlerweile kommt auch noch eine weitere Dimension hinzu: Ist Journalismus per Virtual Reality auch ein Genre des Datenjournalismus?

Hach, Student/in müsste man sein – US-Universität Stanford bietet einen „Public Affairs Data Journalism“-Kurs an. Besonders interessant sind hier die Datensätze, mit denen die Studenten im Rahmen von Projekten arbeiten sollen, die empfohlenen Tutorials und die Literaturempfehlungen.

Es liest sich fast wie ein Krimi: Wissenschaftsjournalist Björn Schwentker schreibt einen absolut lesenswerten Artikel über das „größte staatliche Datenprojekt seit Langem“ – Zensus 2011. Schwentker schreibt hier nicht nur über die inhaltlichen Fragen, zu denen er Stellung nimmt – vor allem bezüglich der großen Abweichungen zwischen der „Fortschreibung“ der letzten Volkszählung von 1987 und den neu erhobenen Daten. Er beschreibt darüber hinaus seinen manchmal doch sehr beschwerlichen Weg, um überhaupt an die Daten zu kommen. Da sind dann Sätze zu lesen wie „Die Statistischen Landesämter mussten diese Zahlen haben, sonst hätten sie mit dem Zensus gar nicht erst beginnen können. Aber sie verweigerten sie uns – mit einer (letztlich gegenüber der Demokratie) an Unverschämtheit grenzenden Dreistigkeit.“ Außerdem verrät er ein paar seiner datenjournalistischen Fähigkeiten, die seiner Meinung nach zum journalistischen Handwerk dazugehören. Da wären zum einen Excel-Funktionen wie SVERWEIS zu nennen, aber auch grundlegende Kenntnisse über Auskunftsrechte und das Beherrschen von Programmiersprachen wie R zu berücksichtigen.

Mittlerweile arbeitet Aron Pilhofer für den Guardian und baut dort das Team Guardian Visuals auf. Hier spricht er über sein ambitioniertes Vorhaben.

Mit der Bahn wird es nie langweilig: OpenDataCity zeigt den GDL-Bahnstreik im Zeitraffer und dann gibt es ja auch noch dieses marode Schienennetz, das ZEIT ONLINE in einer interaktiven Karte zeigt.

Ah, die Berliner Morgenpost und webkid haben mal wieder ein schönes „Stück“ Datenjournalismus veröffentlicht. Gleich zu Beginn des Monats wurde die Berliner Bevölkerung seit dem Mauerfall kartiert. Interaktive Karten zeigen, wie viele zugezogene und gebürtige Berliner in welchen Kiezen leben, inwiefern Migranten den Mauerfall immer noch sichtbar machen und wie die Zuzugsentwicklung seit 1991 insgesamt aussieht.

Alle Demos zur Zeit der Wende zeigen Hartmann und Wehrmeyer von CORRECT!V im Zeitraffer hier.

Außerdem veröffentlichte CORRECT!V Ende des Monats ein Special über die Gefahren widerstandsfähiger Bakterien. Dieses Projekt entstand in Zusammenarbeit mit ZEIT Online.

Konrad Lischka zeigt, wie man mit CartoDB eigene Karten erstellt.

Wie 6 Milliarden geolokaliserte Tweets kartiert auf Mapbox aussehen, kann man dann hier sehen.

Hier findet ihr eine laaaaaange Liste internationaler und vor allem auch offener Datensätze zu verschiedenen Themenschwerpunkten.

Die „Luxembourg Leaks“ decken die Steuerdeals großer Konzerne auf, unter anderem auch die deutscher Unternehmen wie Deutsche Bank und E.ON.

Mittlerweile gibt es aber auch so viele verschiedene Visualisierungsformen – da sollte man sich mal ransetzen und die alle sammeln. Oh, schon jemand gemacht: hier und als Periodensystem hier.

Wer im Januar/Februar noch nichts vorhat, kann sich bis zum 15. Dezember für ein Fellowship für Datenjournalismus bewerben. Die Rudolf Augstein Stiftung und CORRECT!V suchen nach mindestens 10 Journalistinnen und Journalisten für diverse Rechercheprojekte.

Gregor Aisch probiert sich gerade an seinen ersten 3D-Visualisierungen und zeigt „What North Dakota Would Look Like if Its Oil Drilling Lines Were Aboveground.“

Welche Sprachen sprichst du? Eine schöne Slopegraph der Programmiersprachen, die am häufigsten auf Github vorkommen. Keine Überraschung: JavaScript ist unangefochtener Sieger bei den „Active Repositories“ in diesem Quartal. Fun Fact: 1995 war ein gutes Jahr – da starteten JavaScript, Java, Ruby und PHP – vier der über die Jahre am häufigsten auftauchenden Programmiersprachen.

IN EIGENER SACHE
Österreichische Studierende führten eine Gruppenrecherche an den „wichtigsten Orten journalistischer Innovation in Berlin” durch und kamen unter anderem auch zu Lokaler, um mit Lorenz über DDJ zu reden. Hier das Interview.

Ein zukunftsträchtiges Projekt: Ein Modell des im Bau befindlichen Berliner Flughafens ist geplant, das beispielsweise ermöglichen soll, virtuell betretbares Gelände sowie dessen Gebäude von innen zu erkunden.

TOOLS
Charted ist ein neues Visualisierungstool, das vom Product Science Team von Medium entwickelt wurde. Die Visualisierungen können entweder aus CSV-Dateien oder Google Spreadsheets generiert werden.

Der D3 Deconstructor ist eine Chrome Extension und hilft, Daten aus D3.js Visualisierungen zu extrahieren. Nice.

Der DataWrapper als Service wird für Redaktionen kostenpflichtig.

CartoDB erlaubt seit November „unlimited map views“.

Schon die Alpha-Version von Swarmize ausprobiert? Eine vom Guardian unterstütze DDJ-Plattform für Redaktionen.

TERMINE
#ddjmonaco findet wieder am 26.01.2014 in München statt. Hier geht’s zur Anmeldung.


So und hier noch zwei schöne „Rausschmeißer“: Welche Satelliten umkreisen momentan welche Erdteile zur Erfüllung welcher Zwecke?

Mit dem „Pianogram“ könnt ihr sehen, wie häufig einzelne Tasten auf dem Klavier bei Klassikern wie „Für Elise“ genutzt werden.

Bis zum nächsten Mal.

Alle Monatsübersichten ab Januar 2013 hier.

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