Eine Auswahl von Links, Materialien und kommender Termine
Das Ende von EveryBlock Anfang Februar kam überraschend: Das Projekt war wahrlich ein Pionier in Sachen Open Data und hyperlokalem Datenjournalismus. Sein Schöpfer Adrian Holovaty bezog bald Stellung und beschwerte sich dann später bei Poynter über das Vorgehen seitens des jetzigen Besitzers von Everyblock: NBC. Ebenfalls bei Poynter wurden Reaktionen gesammelt. U.a. war dort zu lesen: „Everyblock is one of those ideas that bent the world in a new way when it came around“. Passend dazu ein Beitrag im Blog des WDR: „Der hyperlokale Hype ist beendet„.
Ein ambitioniertes Werk: Connected China von Reuters zeigt das Machtnetzwerk in Chinas Staatsspitze (siehe Ausschnitt oben). Die Anwendung versucht die Gratwanderung zwischen Komplexität und datengetriebener Visualisierung auf der einen Seite und Zugänglichkeit auf der anderen. Etwas Hintergründe zu der offensichtlich rechercheintensiven Arbeit und zur technologisch beieindruckenden iPad-optimierten HTML5-App finden sich hier.
Seit 1989 gibt es in den USA das NICAR – The National Institute for Computer-Assisted Reporting. Dazu gehört die jährlich stattfindende CAR-Konferenz. Von vergangenem Donnerstag bis zum morgigen Sonntag läuft sie in Louiseville, Kentucky. Die Journalistin Chrys Wu trägt eine umfangreiche Sammlung von Material und Links zur diesjährigen Tagung zusammen.
ProPublica, eine stiftungsfinanzierte Journalismuseinrichtung aus den USA, hat zwei „Guides“ veröffenlicht. Einmal einen kürzeren und allgemeinverständlicheren über die Technologie hinter ihren „News-Apps„. Und zum anderen den „ProPublica’s Nerd Guide„, der diverse technologische Aspekte und Programmierweisen beleuchtet, aber auch den Umgang mit Daten.
Apropros stiftungsfinanzierter Journalismus: Daniel Drepper vom WAZ-Rechercheblog hat mit David Kaplan, Leiter des Global Investigative Journalism Networks, ein Interview über gemeinnützige Journalistenbüros geführt. Darin geht es auch um die Frage, wie öffentlich-rechtlicher finanzierter Journalismus in Deutschland sich mit gemeinnützigem Journalismus und journalistischen „Start-ups“ verträgt. Kaplans Organisiation hat unlängst eine Studie (pdf) über die Rolle von non-profit Journalismus in „emerging democracies“ veröffentlicht.
Deep-Inside ist ein Datendossier über 10.000 Porno-Darsteller/innen: „For the first time, a massive data set of 10,000 porn stars has been extracted from the world’s largest database of adult films and performers. I’ve spent the last six months analyzing it to discover the truth about what the average performer looks like, what they do on film, and how their role has evolved over the last forty years.“
Ein Testbericht über ein Elektroauto schlug hohe Wellen: Das Tow Center for Digital Journalismus zieht in „What the Tesla Affair Tells us About Data Journalism“ den Schluss: „data does not equal fact; that context matters enormously to data journalism; that trust and documentation are even more important in a world of data journalism; and that companies will continue to prioritize positive PR over good journalism in reviews of their products“.
Umstritten war eine Kartierung von registrierten Waffenbesitzern in einem Landkreis durch eine Lokalzeitung in den USA. Bei PBS Mediashift war in „Where the Journal News Went Wrong in Mapping Gun Owners“ zu lesen: „News organizations have a responsibility to seek public information and hold people and institutions accountable. … If they merely free information without reporting or reasoning, they put access – and journalism – at risk.“ Zusätzlich findet sich hier eine Übersicht von 13 Visualisierungen zu dem Thema.
„Seven dirty secrets of data visualisation“ werden auf netmagazine.com erläutert – die schmutzigen Geheimnisse lauten: „Real data is ugly; A bar chart is usually better; There’s no substitute for real data; The devil is in the details; Animate only when appropriate; Visualisation is not analysis; Data visualisation takes more than code“.
Derzeit wird hierzulande Forschung zu Datenjournalismus betrieben und zwar unter dem Titel: „Eine explorative Untersuchung zu Selbstverständnis und Rollenbildern von Datenjournalisten“ – In dem Abstract (pdf) heißt es: „Die Kernfrage lautet, ob Datenjournalisten sich in ihrem Selbstverständnis und Rollenbild von ‚traditionellen‘ Journalisten unterscheiden.“
Die AG Pandaprojekt hat sich im Rahmen des internationalen Open Data Day getroffen. Die Veröffentlichung der Arbeitsergebnisse rund um das Datenwerkzeug stehen noch aus.
Die Robert Bosch Stiftung fördert Projekte, die Neue Wege im Wissenschaftsjournalismus einschlagen. Explizit werden dabei auch datenjournalistische Ansätze genannt. Bis zu 15.000 Euro Förderung ist möglich – insgesamt stehen 180.000 Euro zur Verfügung. Frist ist der 31.3.2013.
Bis zum 18. März kann sich noch an der News Challenge for Open Gov der Knight Foundation beteiligt werden. Interessant auch die Sammlung von rund 180 Ideen für Projekte.
Wiederholung aus dem letzten Monat – Zwei interessante Stipendien: Das European Journalism Center vergibt Gelder (ca. 25*20.000 Euro) für Arbeiten zur Entwicklungszusammenarbeit (1. Deadline 25.3.2013); das Vocermedialab des Vereins für Medien- und Journalismuskritik (VfMJ) legt eine Reihe von Stipendien (à 3000 Euro) für Nachwuchsjournalist/innen auf (Dealine 14.3.2013).
In eigener Sache:
- Wir von OpenDataCity legen ab diesem Monat einen Newsletter für Redaktionen auf: „Einmal im Monat skizzieren wir im Newsletter ‚Interactives‘ kurz und knapp, welche Geschichte wie erzählt werden könnte.“
- Soeben erfolgreich war unser Crowdfunding für das Projekt LobbyPlag; dafür haben wir auf die neue Plattform Krautreporter gesetzt. Marco Maas aus unseren Team wurde vom Medienmagazin ZAPP zu Lobbyplag befragt – hier die Langfassung des Interviews.
- Am 20.2. hatte ich auf der LocalWebConference in Nürnberg das Kartensystem Lokaler vorgestellt. Alle Vorträge der Tagung finden sich hier bei YouTube.
MATERIALIEN
- Bundestagsdrucksachen 1949-2005 – Link
- Neues Deutschland und andere DDR-Presse ab 1946 – Link
- Statistische Jahrbücher der DDR – Link
- Netzwerkanalyse – Methoden der Ethnographie (pdf) – Link
- Historische Daten bei HISTAT/GESIS – Link
TERMINE
Am 22. März werden in Berlin die Ergebnisse des Open Data-Hackday zum Nahverkehr, Apps & the City, präsentiert.
Der US-amerikanische Investigativ- und Datenjournalismuspionier Steve Doig kommt am 25. März nach Wien: “Data Tell Stories – When Reporters Learn How to Listen”. Eintritt kostenfrei – Link.
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Übersicht: Datenjournalismus im Januar 2013