CartoDB: Überblick und Tutorial

Schon länger wollte ich einen kleinen Lobgesang auf CartoDB anstimmen: Ein großartiges Tool, noch dazu Open Source, das sich eigentlich als Standardkartenwerkzeug in Redaktionen längst etablieren haben sollte. Es gibt die gehostete Version, die neben einem kostenfreien Plan auch kostenpflichtige bereit hält. Alternativ könnte eine Redaktion auch selbst die Software auf einem Server aufsetzen – muss dann aber auch über eigenes Kartenmaterial verfügen (siehe dazu: „Verlage und Redaktionen – Investiert in Karten„)

CartoDB ist ungefähr zwei Generationen jünger als das nunmehr in die Jahre gekommene Fusion Tables, mit dessen Darstellungsoptionen man schnell an Grenzen stößt und dessen Look mittlerweile abgegriffen wirkt (Fusion Tables wird, so heißt es, von einer Person bei Google entwickelt).

Das aus Spanien stammende CartoDB, 2012 gestartet, bietet dagegen mitterweile einen mächtigen Funktionsumfang, darunter auch (meiner Meinung nach) eine recht sinnlose Twittervisualisierung, aber auch Animationen (Torque) entlang einer Zeitleiste. Interessant ist auch das zu CartoDB gehörende Projekt Odyssey für „Storytelling“ auf Karten.

Neben den vielfältigen Möglichkeiten der Gestaltung (u.a. verschiedene Kartenstile bzw. auch eigenes Kartenmaterial) ist vor allem auch die Einstellungsmöglichkeiten für die Veröffentlichung hervorragend. Neben Titel und Untertiteln können auch Bilder eingefügt werden, Legenden gestaltet, Optionen wie eine Suche sowie Ein- und Ausblenden von verschiedenen Ebenen als Elemente eingefügt werden. Zudem lassen sich die Kartenvisualisierungen auch gleich auf ihren Look und ihre Wirkung auf Mobligeräten testen.

nyt_middleast

Für ein kurzes Tutorial zu CartoDB nehme ich als Inspiration eine Karte zu Gaza von der NYT, die den Ausmaß der Zerstörungen zeigt. Doch welche Redaktion kann sich schon den Luxus der großen Grafikabteilung der NTY leisten? Immerhin lässt sich mit CartoDB  zumindest auf einem ein paar Ligen niedrigerem Niveau schnell eine aussagekräftige Karte bauen; eingangs dieses Artikels ist eins meiner Ergebnisse zu sehen. Mit etwas Übung sollten sich solche Visualisierungen innerhalb von 30 bis 60 Minuten produzieren lassen. Quelle sind Daten der UN, die Satellitenbilder auswertet (UNOSAT). Die Daten werden u.a. als Shapefile-Datei zur Verfügung gestellt.

Das Shapefile-Datei zu Gaza von UNOSAT habe ich entpackt; sie enthält mehrere Shapefiles und ich habe von dort die entsprechenden Elemente („Gaza_Strip_Damage_Sites_Final_Update1“) für ein Shapefile der Schäden wiederum in einen Folder gepackt und den gezippt (hier zum Download: gaza-strip). Es wäre auch möglich gleich die gesamte UNOSAT-Datei hochzuladen, allerdings stößt man dann schnell an die Grenzen eines kostenfreien Accounts, der nur fünf Datensätze erlaubt.

Nachdem man sich in seinen Account bei CartoDB eingeloggt hat, kann sich oben rechts zum eigenen Dashboard bewegt werden. Dort findet sich auf der rechten Seite die Uploadmöglichkeit für einen Datensatz (auch per URL, auch per Google Drive oder Dropbox). Dateiformate sind csv, shp, GeoJson usw.; neben Dateien mit Geopunkten ließen sich z.B. auch Ländergrenzen verwenden.

CartoDB unterscheidet zwischen Tables (Datensätze) und Visualisations – letztere können sich aus einer oder mehreren Tables zusammensetzen (nur Visualisierungen lassen sich veröffentlichen, z.B. für embed).

Nachdem ich also den Datensatz zu Gaza hochgeladen habe, kann ich von der Tabellenansicht zur Kartenansicht wechseln – und oben rechts auch das Ganze als Visualisierung deklarieren.

Screen Shot 2014-08-20 at 16.09.01

In der Kartenansicht lassen sich rechts Datensätze hinzufügen und jeweils dann verschiedene Dinge konfigurieren. In diesem Fall verschaffe ich mir mit der „SQL“ Option einen Überblick über die Daten:

sql

Mit der Option „Wizard“ lässt sich nun die Darstellungsform der Datenpunkte bestimmen. Während ich für die Karte ganz oben in diesem Beitrag die Funktion „Density“ gewählt habe, setzte ich in diesem Fall das Verfahren „Category“ ein und wähle als entsprechendes Datenfeld „grouped data“ und lege die Farben fest. Ebenfalls könnte ich hier mit Klick auf „IMG“ links neben dem Farbenfeld aus verschiedenen Iconsets auswählen oder gar eigene Symbole hochladen (etwas, was für Fusion Tables von vielen bislang vergeblich sehnlichst gewünscht wurde).

filter

Weiter kann ich über das Menü am rechten Rand die Legende bearbeiten (oder abstellen) und das Verhalten der Infofenster für die einzelnen Punkte festlegen: Braucht es einen Klick oder reicht ein „hover“, welche Informationen aus dem Datensatz soll gezeigt werden etc.. Ebenfalls findet sich in der rechten Leiste ganz unten die Möglichkeit, eigene Punkte und Flächen auf der Karte einzuzeichnen (dafür ggf. eine leere „Table“ erzeugen).

Schließlich kann ich im Editor oben links noch Elemente wie Titel, Textkästen und Bilder hinzufügen. Unten links kann der Kartentyp und Optionen für die veröffentlichte Karte gewählt werden. Mit dem Button „Share“ ganz oben rechts werden dann die Veröffentlichungsmöglichkeiten aufgerufen.

Soweit erst einmal zu CartoDB; es ist einiges mehr damit möglich und es werden auch laufend neue Funktionen und Optionen ergänzt. Ich empfehle, es einfach mal anzutesten und verschiedene Sachen auszuprobieren.

Hier noch die Karte, deren Entstehen ich eben kurz beschrieben habe:

2 Gedanken zu „CartoDB: Überblick und Tutorial“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert