Wie es dem Gesichtserkennungs-Stück des Morgenpost-Interaktivteam misslingt, großartig zu sein

 

Die eigentlich gut gemachte Auseinandersetzung mit Gesichterkennungs-Algorithmen krankt an einer mangelnden Beschäftigung mit dem Datenschutz des eingesetzten Microsoft-Dienstes (UPDATE: Mittlerweile wird deutlich auf die Datenübermittlung hingewiesen). 

Es könnte wegweisend für ein ein neues Genre des Datenjournalismus sein:  Mit einem Stück zur Gesichtserkennung greift das Interaktiv-Team den Hype um „Künstliche Intelligenz“ auf und macht sie praktisch erfahrbar. Dabei kommt eben auch die lokale Komponente des Kameraüberwachung mit Gesichterkennung der Bundespolizei am Bahnhof Berlin Südkreuz zum tragen, die in der Hauptstadt für einige Debatte sorgt.

Die Präsentation, bei der rund 80 Mitglieder der Morgenpost-Redaktion sich mit ihrem Gesicht (und Alter) für einen Selbstversuch hergeben, ist schlicht eine gute Idee: Sie erlaubt anhand der Portraits zu erahnen, warum der verwendete Gesichterkennungs-Algorithmus möglicherweise Probleme hatte, das Alter der Person richtig einzuschätzen.

Der Höhepunkt des Beitrags ist aber die Möglichkeit, über die eigene Webcam/Smartphone-Kamera sein eigenes Gesicht zu übermitteln und eine Alterseinschätzung zu erhalten. Damit wird der Ansatz, dass für die Wirkung eines datenjournalistischen Werks die Ermöglichung des persönlichen Bezugs wichtig ist, gelungen eingelöst.

Leider ist es diese eigentlich tolle Idee, an der das Stück scheitert: Die Morgenpost setzt einen Dienst von Microsoft ein. Das ist an sich nicht verwerflich. Doch klärt die Redaktion an dieser Stelle kaum auf, was eigentlich mit den Daten des „Daten-Selfies“ geschieht, die dort über die Kamera erfasst werden. Zwar wird gleich unterhalb des Aufnahmeknopfs auf die Datenschutzerklärung des Microsoft-Dienstes verwiesen. Doch die scheint nicht mal die Redaktion gänzlich verstanden zu haben. Wie es dem Gesichtserkennungs-Stück des Morgenpost-Interaktivteam misslingt, großartig zu sein weiterlesen