Tausche Daten gegen Demokratie

pen Micro Data: Offener Zugang auf alle Forschungsdaten für den Journalismus
Vorlage: Open Knowledge Definition

Um Open Data steht es in Deutschland schlecht. Nur zaghaft und geringfügig stellen Staat, Politik und andere Institutionen der Öffentlichkeit Daten offen zur Verfügung. Für eine Res publica wie Deutschland ist das schädlich. Die Daten, die man bräuchte, um relevanten Journalismus zu betreiben und die Mächtigen zu kontrollieren, sind oft schlichtweg nicht zu bekommen.

Deshalb müssen wir klar machen, wie weit wir von wahrem Open Data noch entfernt sind und es selbstbewusst einfordern. Ich habe das gerade auf Einladung des Rates für Sozial und Wirtschaftsdaten (RatSWD) auf deren großer Jahreskonferenz, 6KSWD, getan. Dort habe ich eine kleine Utopie vorgestellt und gefordert, dass Staat und Wissenschaft dem (Daten-)Journalismus ihre Daten auf Mikroebene zur Verfügung stellen sollten: Journalisten könnten dann mit den Daten auf Einzelpersonen-Ebene arbeiten (zum Beispiel den Daten aller einzelnen Rentner mit ihren kompletten, von der Rentenversicherung gespeicherten Angaben – allerdings am Ende anonymisiert). Ein Monopol von Wissenschaft oder Behörden auf Mikrodaten gibt es nicht. Sie gehören in einer Demokratie dem Volk.

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In eigener Sache: Björn Schwentker wird hier Autor

Foto: Nicole Sturz
Foto: Nicole Sturz

Ab sofort schreibt Björn Schwentker regelmässig hier auf datenjournalist.de. Der Hamburger ist gut bewandert in Statistik; sein Steckenpferd ist Demografie – siehe sein demografie-blog.de; bei Twitter ist er @BSchwentker.

Björns Motto:

„Wer die Daten kontrolliert, hat die Macht. Wir brauchen einen Journalismus, der diese Macht demokratisiert.“

Eine erster Beitrag von ihm findet sich bereits hier auf datenjournalist.de: Tausche Daten gegen Demokratie .

Willkommen Björn.

Fünf Gründe, warum ich von dem Krautreporter-Konzept enttäuscht bin

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  1. Präsentation
  2. Team & Themen
  3. Webtechnologie
  4. Bezahlverfahren
  5. Informationspolitik

[Update, 14.05.2014: Es gibt ein Blog bei Krautreporter, dort werden div. Fragen beantwortet]

Gleich heute morgen habe ich das Abo für 60 Euro bei Krautreporter abgeschlossen; ehrlich gesagt auch deswegen mit leichtem Herzen, weil ich es für nicht unwahrscheinlich halte, dass das Crowdfunding scheitert. Ich habe es aber unterstützt, weil ich mir wünschen würde, dass so eine Art Vorhaben gelingt, auch wenn mich das konkrete Beispiel wenig begeistert.

Vergangenen Sonntag hatte ich schon über mögliche Gründe für das Gelingen bzw. Scheitern geschrieben; hier folgen jetzt fünf Aspekte, warum ich unterwältigt bin:

1. Präsentation

Das Ganze wirkt etwas lieblos. Das Design der Website ist schlicht bzw. minimal, aber es fehlt offensichtlich der Touch eines Designers, es wirkt etwas grobschlächtig. Zu finden sind ein zentrales Video und dann noch einmal 28 für jedes einzelne Teammitglied. Also viele „Talking Heads“, etwa 60 Minuten zum Anschauen. Ob die Fahrstuhlmusik hinter dem zentralen Promovideo sein muss, nur weil Apple & Co auch immer so Musik haben, ist wohl Geschmacksache. Aber wie wäre es mit einer originellen Idee gewesen, in dem Video etwas anders zu machen, als ein paar Leute aus dem Team beim Reden aus ein paar Perspektiven zu zeigen?

Weder erfährt man in der schriftlichen Beschreibung auf der Website, wann es eigentlich los gehen soll, falls es klappt – noch wofür das Geld ausgegeben wird. Wie genau wird das im Web laufen, gibt es Apps usw. usf.? Und wenn man im FAQ seinen Namen für erklärungswürdig hält, dann kann der so gut nicht sein bzw. man ist selbst nicht davon überzeugt.

Erstes Fazit: Das Produkt und Projekt bleibt etwas nebulös.

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900.000 Euro per Crowdfunding: Warum das Vorhaben von Krautreporter gelingen oder scheitern kann

krautreporta

Heute am Sonntag macht ein Vorabmeldung bei Spiegel Online die Runde: Das Crowdfundingportal “Krautreporter” will innerhalb eines Monats 900.000 Euro einsammeln. Das klingt gewaltig; eine Summe, die in Deutschland für so etwas noch nie per Crowdfunding eingesammelt wurde und die für Skepsis sorgen dürfte. Übermorgen, am Dienstag, den 13. Mai, soll es bei Krautreporter losgehen.

Ich hatte mich neulich mit einem der Initiatoren über das Vorhaben unterhalten; deshalb weiß ich, dass das Projekt deutlich vom Erfolg und Konzept des niederländischen Portals De Correspondent inspiriert ist. Dessen Machern gelang es im Frühjahr 2013 mit einer beispiellosen Kampagne, innerhalb von acht Tagen ihr Ziel von 15.000 zahlenden Personen zu erreichen. Die waren bereit, im Voraus 60 Euro für ein Jahr fundierten und gut recherchierten werbefreien Journalismus (im Web) zu bezahlen. Ein lesenswertes “making of” eines der Gründer von De Correspondent findet sich hier.

900.000 für ein Jahr klingt viel; rechnet man 100.000 Euro für Büroausstattung/ Infrastruktur, Website und App-Entwicklung heraus bleiben noch knapp 70.000 Euro im Monat; davon sind noch die Kosten für Büromiete, Geschäftsführung und Redaktionsleitung sowie weitere laufende Kosten und Steuern abzuziehen –  bleiben vielleicht 45.000 Euro im Monat für die direkte Produktion von Inhalten; will man auch mal wen in die Welt schicken sowie das ein oder andere aufwendigere Projekt fahren, reicht es für etwa zehn feste Journalisten und einige Freie. Die Festen sollen – wie es im SpOn-Text heißt –  2000 bis 2500 Euro monatlich erhalten und wöchentlich dafür einen Beitrag liefern.

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