Datenjournalismus im November & Dezember 2013

Eine Auswahl von Links und Materialien

trafficjam

Wie effektiv kleine interaktive Datenanwendungen eingesetzt werden können, um einen Sachverhalt zu erklären, zeigt dieses Stück über Staus: What Are Traffic Waves and Why Do They Happen So Much?

Es gab diverse Jahresrückblicke:

  • die NYT mit: The Year in Interactive Storytelling (Link)
  • die Washington Post: The Year in Graphics (Link)
  • Andy Kirk (visualising data) mit „10 significant visualisation developments: July to December 2013“ (Link)
  • Robert Kosara aka EagerEyes übt einen Vorausblick: The State of Information Visualization, 2014 (Link)

Das Tool Datawrapper beherrscht nun auch Kartendarstellung. Der maßgebliche Entwickler des Werkzeugs, Gregor Aisch, beginnt dieses Jahr in der Grafikabteilung der NYT – ein Interview mit ihm findet sich hier im Blog.

Die Wind Map begeistert, weil sie die Balance zwischen „dataporn“ und nützlicher Visualierung hält – jetzt gibt es die Winddaten für den ganzen Globus als Earth Wind Map (unten links auf „earth“ klicken, um aus verschiedenen Parametern zu wählen).

Tolle Ressource: 300 sites providing freely available geographic datasets (Link).

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Die Presse im Gefahrengebiet

Bei Meldungen der Polizei wird auf journalistische Sorgfalt verzichtet

mopo_hamburg_30.12.2013

Angesichts des Vorgangs um einen angeblichen Angriff auf die Hamburger Davidwache am Samstag, den 28.12.2013, betrachte ich hier die Rolle der Presse. Denn es geht nicht um eine Petitesse – wird doch zuletzt auch mit diesem “Angriff” die Einrichtung eines „Gefahrengebietes“ in einigen Hamburger Stadtteilen begründet – so schreibt die Hamburger Polizei in einer Pressemitteilung vom 03.01.2014:

In den vergangenen Wochen wurden wiederholt Polizeibeamte und polizeiliche Einrichtungen angegriffen. Hierzu zählen insbesondere der Angriff am 12.12.2013 auf das Polizeikommissariat 16 und die beiden Angriffe vom 20.12.2013 und 28.12.2013 auf die Davidwache.

An dem 29.12.13 –  einem Sonntag – dürfte es zwischen den Jahren nur eine dünne Besetzung in allen Redaktion gegeben haben. Um 13 Uhr kam die Pressemitteilung der Hamburger Polizei. Sie ist mit „2. Angriff auf Polizeibeamte – drei Verletzte“ betitelt. Dieses Narrativ wurde in den nächsten Tagen auch von den meisten Medien übernommen. Dabei suggeriert die Wortwahl „Angriff auf eine Wache“, dass versucht worden sei, eine Polizeistation zu stürmen. Was selbst in der Pressemitteilung der Polizei so nicht steht: Es seien Polizisten nach Verlassen der Wache angegriffen worden.

Sowohl der NDR als auch die Hamburger Morgenpost (DuMont Schauberg) – Mopo – ein Blatt mit sozialdemokratischen Wurzeln, zitierten noch am gleichen Tag Gerhard Kirsch. Der Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei Hamburg sprach vom möglichen Einsatzes von Schusswaffen. (Zur wortgewaltigen Rhetorik der zwei Polizeigewerkschaften sei dieser FAZ-Text empfohlen.) Folgerichtig erschien die Print-Mopo dann am nächsten Tag mit dem oben abgebildeten Titel.

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In eigener Sache

Seit Beginn diesen Jahres bin ich nicht mehr für und bei OpenDataCity tätig.

Ende 2010 hatten Marco Maas und ich uns zusammen überlegt, nicht nur über Datenjournalismus zu reden, sondern ihn auch zu machen. Mit Gregor Aisch entwickelten wir die Castor-Livemap und bald die Fluglärmkarte für die taz. Zusammen mit Michael Kreil entwarfen und programmierten wir die Vorratsdatenanwendung auf Zeit Online. Michael wurde bald fester Teil von OpenDataCity.

Seitdem haben wir von Hamburg und Berlin aus so manche größere und kleinere Anwendung konzeptioniert und umgesetzt – mal in Kooperation mit oder im Auftrag von Medien, mal auf eigene Faust. OpenDataCity bestand Ende 2013 aus einem Kernteam von sieben Personen plus einem halben Dutzend freier Mitarbeiter. Pi mal Daumen haben wir in den letzten drei Jahren 200 Trainingstage für Datenjournalismus absolviert, mal inhouse oder in Einrichtungen der Journalismusbildung. Wir berieten einige Medienhäuser und sprachen auf diversen Kongressen, Tagungen und anderen Veranstaltungen.

Wir haben geholfen, Datenjournalismus als Genre und Methode im deutschsprachigen Raum zu verankern. Das hat Spaß gemacht, war manchmal anstrengend, aber fast immer eine spannende Herausforderung. OpenDataCity wird auch ohne meine Mitarbeit weiter gute Arbeit leisten.

Ich selber werde mich weiterhin mit Datenanwendungen und interaktivem Journalismus beschäftigen. Aber vermehrt widme ich mich in diesem Jahr meiner Firma Lokaler. Ihr Produkt ist eine flexible Kartenanwendung, eine „Middleware“, die nach zweieinhalb Jahren Entwicklung nunmehr einsatzbereit ist. In den nächsten Monaten starten einige größere Projekte damit. Darauf will ich mich konzentrieren.