Die Weltkriegsfestspiele

kriegsbeginn2Mobilmachung, Moritzplatz in Berlin, 1914 – Bundesarchiv CC:by:sa

Das kommende Jahr ist nicht arm an Jahrestagen: 100 Jahre Beginn 1. Weltkrieg, 75 Jahre Beginn 2. WK und 25 Jahre Mauerfall.

Dem 1. Weltkrieg, dem Großen Krieg, dürfte aber die Hauptrolle zu kommen. In den Redaktionstuben rumort es seit geraumer Zeit. Ab Januar werden die Feuilletonseiten beginnen, sich warm zu laufen; es wird nur so neue Bücher zum Thema hageln; bis es dann zum Crescendo des Attentats in Sarajevo am 28. Juni kommt und dann gut einen Monat lang bis Anfang August Mobilmachung und Kriegserklärungen begleitet werden können.

Was zu befürchten ist:

Die Guidoknoppisierung des Themas: Krieg als altbackender Pop mit einer Prise Revisionismus. Die Schuldfrage wird sicherlich nicht nur bei Günter Jauch hoch und runter dekliniert werden.

Jedenfalls stehen uns massenweise TV-Dokumentationen, zahllose Sonderseiten und -hefte sowie Artikelserien bevor, die meist wenig Neues berichten können, weil in den letzten 100 Jahren schon fast alles beleuchtet und betrachtet wurde. Es dürften diverse Twitteraccounts in den Startlöchern stehen, die um 100 Jahre „in Echtzeit“ verschoben vom Kriegsverlauf berichten; ich möchte wetten, dass es auch den ein oder anderen „Liveticker“ zum Attentat und Kriegsbeginn geben wird.
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Interview mit Datenjournalist Gregor Aisch

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Ab 2014 wird Gregor Aisch als Graphics Editor bei der New York Times arbeiten. Im Interview geht es um seine künftige Aufgabe, die Entwicklung von Data Wrapper sowie Datenjournalismus in Deutschland.

Gibt es für dich einen Schlüsselmoment, an dem dir klar wurde, dass du dich beruflich mit Datenvisualisierung befassen willst? Und kannst du in diesem Zusammenhang kurz deinen Werdegang, nennenswerte Stationen deiner Arbeit und Ausbildung umreißen?

Das Interesse an Informationsvisualisierung ist während meines Studiums der Computervisualistik in Magdeburg entstanden. Aufgrund der eher technischen Ausrichtung der Uni Magdeburg wurde der Studiengang vor allem mit industrienahen Fächern wie Elektrotechnik oder Maschinenbau oder Medizin verbunden – allesamt spannende Anwendungsgebiete für Visualisierung, für die ich mich jedoch leider nicht sehr lange motivieren konnte.

Parallel dazu habe ich seit 2002 als Web-Entwickler gearbeitet und so das Handwerkzeug für meine heutige Arbeit gelernt. Webseiten zu programmieren hat eine ganze Weile Spaß gemacht, und wir konnten für viele interessante Kunden arbeiten und mit den Projekten wachsen. Aber irgendwann ging mir das aber doch zu sehr in Richtung Werbung und so ich habe nach Ende meines Studiums versucht, mich beruflich neu zu orientieren.

Ausgangspunkt für meine ersten Visualisierungen, wie etwa die Grafik zu den Parteispenden, war vor allem mein persönliches Interesse an gesellschaftlich/politischen Themen. Ich weiß noch dass ich zu der Zeit gerade „Postdemokratie“ von Crouch gelesen hatte und irgendwie wollte ich auf meine Weise etwas gegen Korruption und Verfilzung in unserer Gesellschaft beitragen. Ob es was genützt hat sei dahin gestellt, aber ich glaube auch heute noch, dass gute Visualisierung dazu beitragen können, dass mehr Menschen sich für komplizierte Themen interessieren können.

Die Grafiken haben auf jeden Fall einen derart großen Anklang gefunden, dass ich mich anschließend nicht lange um Datenvisualisierungsaufträge kümmern musste.

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