Das Prozentzeichen oder Fallstricke beim Datenjournalismus

Zeit Online hat merklich die Taktzahl hochgedreht. Alle paar Wochen erscheint nun eine datenbasierte interaktive Infografik. Das dürfte u.a. auch daran liegen, dass dort neuerdings der Programmierer Cole Gillespie arbeitet – er ist dort im Rahmen der „Knight Mozilla News Technology Fellowship“ tätig.

Gestern erschien nun bei Zeit Online (ZOn) das „Regierungsbarometer„.

ZOn musste schon für die beiden letzten Grafiken Kritik einstecken – einmal hier im Blog in Sachen Fußball und dann beim Kollegen Björn Schwentker in Sachen Demographie. Und auch die jüngste Geschichte ist diskussionswürdig.

Vorweg: Es geht hier nicht um ein ZOn-bashing – dort wird entgegen der meisten anderen Medien immerhin an datenjournalistischen Methoden gefeilt. Mangels anderer Akteure im Bereich des deutschsprachigen Datenjournalismus kann sich zur Zeit aber letztlich nur an ZOn-Werken abgearbeitet werden.

Jetzt zur Sache – es herrschte Verwirrung:

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Datenjournalismus – Wohin geht die Reise?

Am Dienstag, 20.03.2012, war ich in Wien und sprach im Rahmen der Veranstaltungsreihe twenty.twenty. Sprich, der Aufhänger war das Jahr 2020. Unten ist mein Vortrag als Video eingebettet (20 Min.). Nach einem kurzen Abriss zu Datenjournalismus an sich ging es weiter darum, wie Onlinejournalismus in den nächsten Jahren durch datenjournalistische Methoden im weiteren Sinne geprägt werden könnte – wie neue Geräte und neue Technologien dabei eine Rolle spielen. Die gesamte Veranstaltung mit der auf den Vortrag folgenden  Diskussion lässt sich hier betrachten. Unterhalb des „Bewegtbilds“ findet sich noch der Pressetext zur Veranstaltung, der auch die Mitdiskutanten vorstellt.

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Aron Pilhofer: "Medien sind nicht datengetrieben"

Journalisten könnten durch die stärkere Nutzung von Zahlen viel gewinnen – und dennoch tun sie es nicht. Warum? Ein Interview.

Hintergrund: Teresa Bouza ist eine Stipendiatin der „Knight Journalism Fellowships“ an der Stanford University und Journalistin. Sie hat vor seinem Vortrag bei der „Investigative Reporters and Editors Conference“ (IRE) 2012  in St. Louis, ein Interview mit Aron Pilhofer geführt. Pilhofer, der unter anderem Vorstandsmitglied der IRE ist, leitet bei der New York Times ein Team aus Journalisten und Programmierern, die daten-getriebene Applikationen entwickeln. Ziel ist die Verbesserung des Online-Informationsangebots der „New York Times.“. (Originalartikel vom 23.02.2012 – Übersetzung: Mirko Lorenz )

Der Begriff „data-driven journalism“ ist plötzlich sehr populär geworden. Gleichzeitig verfügen viele Journalisten nur über geringe Kenntnisse bei der Auswertung von Daten, so Aron Pilhofer. Doch das Know-how ist keine Raketenwissenschaft, so Pilhofer und betont dass es für Reporter „lebenswichtig“ ist, in diesem Bereich grundlegende Kenntnisse zu erwerben.

Nach seiner Meinung ist es nach wie vor sehr schwierig, Journalisten zu einem Umdenken zu bewegen und Daten als Quelle eines Beitrags zu sehen, ebenso wie die Fähigkeit, verschiedene Formen und Blickwinkel bei der Berichterstattung zu nutzen.
Doch die wirkliche Barriere für daten-basierte Beiträge liegt noch in einem anderen Bereich: Auf den Führungsetagen werde die Bedeutung des Datenjournalismus bisher nur teilweise verstanden, sagt er.

Die Fähigkeit, aus Daten Geschichten zu machen, sei eine „unterbewertete Fähigkeit“. Daher geht es nicht nur darum „wie wichtig dieses Feld für den einzelnen Journalisten ist“, sondern auch „für wie wertvoll der Chef und der Chef des Chefs dieses Know-how halten“, so Pilhofer.

INTERVIEW

Frage: Angesichts der Werkzeuge, die wir heute haben, worin liegt die große Herausforderung für Journalisten beim Umgang mit Daten?

Pilhofer: Für mich ist das keine Frage der Werkzeuge. Wir haben mehr Rechenleistung, mehr Möglichkeiten Dinge zu tun als jemals zuvor. Mit Amazon EC2 (einer Cloud-Computing Plattform), kann man mi Prinzip an einem Nachmittag einen Super-Computer laufen lassen, wenn man das möchte und zahlt dafür 100 Dollar oder einen ähnlichen Betrag, wenn man zum Beispiel sehr große Datenmengen analysieren möchte. Es ist kein Technologie-Problem, es ist ein Menschen-Problem.“ Aron Pilhofer: "Medien sind nicht datengetrieben" weiterlesen

Selbsthilfe: Die vier Dimensionen des Zugmonitors

Klar, die Idee ist nicht neu: Einige Projekte widmen sich bereits der Darstellung von Transportdaten oder zeigen den Zugverkehr bzw. Daten von ÖPNV live im Internet. Von ihnen ist auch der Zugmonitor inspiriert, den die Süddeutschen Zeitung vergangenen Freitag veröffentlichte hat. Er birgt vier Aspekte, die über die reine Anwendung hinausgehen: Politik, Open Data, Verbraucherschutz und Journalismus.

Die Deutsche Bahn muss keine Angst vor Transparenz haben. Sie bringt täglich mehr als 20.000 Zugverbindungen auf die Schiene und macht dabei letztlich einen recht guten Job. Dafür will die Bahn allerdings auch stattlich bezahlt werden. Nicht nur das Bahnhofsprojekt „Stuttgart 21“ zeigt, welche gesellschaftliche Relevanz das Thema Bahn und ihr Schienennetz hat. Ist es Sache der Bahn, Gewinn zu erwirtschaften? Ist Hochgeschwindigkeit so wichtig? Oder geht es primär um ihren gesellschaftlichen Auftrag, Leute und Güter von A nach B zu bringen? Egal ob von Metropole zu Metropole oder von Kleinstadt zu Kleinstadt.

Diese Entscheidung, so denke ich, sollte den Eigentümern der Bahn überlassen werden. Und das sind keine Leute wie Hartmut Mehdorn oder Rüdiger Grube –  sondern das sind wir, die Bürger. Denn die Deutsche Bahn AG gehört schließlich noch immer zu 100 Prozent dem deutschen Staat.

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Werkstattbericht: Wie der Zugmonitor entstanden ist

Dem SZblog habe ich einige Fragen rund um den Zugmonitor beantwortet:

Wie man auf die Idee kommt, Millionen Bahndaten aus dem Netz in eine Datenbank zu schreiben, um sie dann auszuwerten.

Unsere allererste Idee war, über das Informationsfreiheitsgesetz Zugang zu detaillierten Verspätungsdaten der Bahn zu verlangen. Uns war klar, dass sich damit journalistisch etwas machen ließe. Im vergangenen Sommer verfielen wir dann auf einen anderen Ansatz, der uns besser geeignet erschien: Wir begannen, die Verspätungsdaten online von der Internet-Seite der Bahn abzugreifen, zu scrapen, wie das heißt. Der Plan war, diese Daten auszuwerten und nahezu live an die Öffentlichkeit weiterzugeben. Wobei wir mit der grundsätzlichen Idee nicht die ersten waren. Das Projekt zugfinder.de macht seit Herbst vergangenen Jahres etwas Ähnliches, und die Stiftung Warentest hatte zuletzt im Frühjahr 2011 ebenfalls mit ausgelesenen Daten – in geringerem Umfang – einen Report über die Pünktlichkeit der Bahn veröffentlicht. Der Unterschied zu uns ist, dass wir neben der Statistik alle Fernzüge und ihre Verspätungen auf einer interaktiven Deutschlandkarte darstellen wollten, in Echtzeit.

Weiterlesen im Redaktionsblog auf süddeutsche.de

Interview: Datenjournalismus und demokratische Öffentlichkeit

Unlängst habe ich der neuen Diskursplattform des Deutschlandfunk ein Interview gegeben:

[…] Inwieweit spielt Datenjournalismus mit Blick auf Öffentlichkeit und Demokratie eine Rolle? 

Datenjournalismus wird in einigen Jahren kein Aufsehen mehr erregen. Weil er selbstverständliche Methode und alltägliches Werkzeug der Berichterstattung sein wird. Es gibt jetzt schon enorme Datenmengen in den Verwaltungen und der Politik – Akten und Statistiken zum Beispiel. Und es wird exponentiell mehr geben, weil immer mehr digitale Geräte Einsatz finden und mehr und mehr Sensoren aktiv Daten sammeln.

Es ist Aufgabe von Journalisten auch hier ihrer Berichterstattungspflicht und Watchdogfunktion gerecht zu werden. Insofern ist es essentiell wichtig für eine immer digitaler kommunizierende Gesellschaft, dass Journalisten und Medienhäuser sich mit Daten befassen. Das Internet bietet die perfekte Infrastruktur dafür, datenbankgestützt zu berichten. Dafür notwendige Technologien und Herangehensweisen gilt es zu erlernen und zu entwickeln, aber auch angebrachte Erzählformen dafür zu finden. […]

Das gesamte Interview lesen.